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01.01.2022, 01.00

Weihnachten ist vorbei und ich hoffe für sie, dass sie ihre Weihnachtseinkäufe rechtzeitig tätigen konnten, dass die Weihnachtspost vor Weihnachten angekommen ist und dass sie die Kerzen am schön geschmückten Christbaum frühzeitig wieder ausgeblasen haben.

Gerade in dieser Zeit könnte ein «zu spät» verheerende Folgen haben. Sie können mir jetzt vorwerfen, dass ich mit diesen Gedanken zu Weihnachten (im Neujahrs-Artikel auf der Homepage) eigentlich «zu spät» bin. Ich versichere ihnen aber, dass dies beabsichtigt ist.

Denn wenn wir in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder unsere Krippen mit ihren Figuren bestaunten (und es vielleicht immer noch tun) so fällt mir auf, dass alles anscheinend zur richtigen Zeit kam. Maria und Josef haben es noch rechtzeitig nach Bethlehem geschafft. Die Engel haben sie ja schon angekündigt mit dem Gloria und Hirten und auch die drei Weisen aus dem Morgenland waren schon auf dem Weg zu ihnen.

So auch später: Maria und Josef mussten nach Ägypten fliehen, gerade noch rechtzeitig. Ob es rechtzeitig war, wie sie Jesus im Tempel wiedergefunden haben, darüber darf getrost nachgedacht werden.

Doch kommen wir auf die idyllische Krippenszene zurück. Die Hauptfiguren an der Krippe sind über die Jahrhunderte (Krippen gibt es, seit Franz von Assisi 1223 damit begonnen hat) gleich geblieben: Maria, Josef, Jesuskind, Ochs und Esel, Hirten und Schafe, der Verkündigungsengel und die drei Könige. Einer fehlt jedoch immer in diesem Ensemble von Figuren: der vierte König.

Sie kennen vielleicht diese Legende des Königs, der dreissig Jahre lang auf Spurensuche, auf der Suche nach Jesus war. Sein «zu spät» beginnt schon früh, denn er schaffte es nicht rechtzeitig nach Bethlehem, weil er immer wieder aufgehalten wurde. Vielen Menschen hat er auf seiner Odyssee geholfen. Schliesslich kommt er dreissig Jahre «zu spät». Das Kind in der Krippe, das er besuchen und dem er huldigen wollte, war nun ein erwachsener Wanderprediger und Revolutionär, der gerade seine Hinrichtung am Kreuz durchlitt. Der vierte König, tief erschüttert, wusste jedoch, dass sein «zu spät» doch eben auch noch rechtzeitig war. Er ist seinem Stern sein Leben lang gefolgt, war treu unterwegs und hat ihn letztendlich doch gefunden. Und vielleicht war ihm auch bewusst, dass er all das Gute, das er tat, diesem Christus getan hat.

Wir stehen am Anfang eines neuen Jahres. Ein Jahr, das viel verspricht, aber auch sehr viele Möglichkeiten bietet «zu spät» zu kommen oder «zu spät» zu sein. Es entspricht definitiv nicht schweizerischen Gepflogenheiten «zu spät» zu kommen. Doch vielleicht liegt in ihrem nächsten «zu spät» ein heiliger Moment inne. Und dann, dann ist es definitiv rechtzeitig.

In diesem Sinne wünsche ich ihnen allen ein wundervolles Neujahr.

Benjamin Meier, Pfarreiseelsorger/Gemeindeleiter